Sonnenaufgang am Wietzer Berg in der Lüneburger Heide , © Lüneburger Heide GmbH
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Blogger Alexander Bleifuß
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Die Son­ne durch den Tag be­glei­ten – ei­ne Wan­de­rung zur Hei­de­blü­te


Die Lüneburger Heide ist eines der bekanntesten Reiseziele in Deutschland – und zur Heideblüte im August besonders reizvoll. Doch nicht nur der lila Blütenteppich ist eine Erfahrung wert. In diesem Blog zeige ich Ihnen, warum sich ein Besuch in dieser Region lohnt.

Es war eine kurze Nacht. Schon um 4 Uhr klingelt an diesem Morgen mein Wecker. Um den Sonnenaufgang in der Heide zu erleben, muss man früh aufstehen - aber es lohnt sich! Dick eingepackt und mit heißem Kaffee in der Thermoskanne geht es hoch zum Wietzer Berg. Es ist kühl. Beim kurzen Aufstieg auf den Berg stoße ich kleine Atemwölkchen aus. Die Landschaft ist noch in leichten Nebel gehüllt, die Heide taufeucht.

In dem Moment als ich die Kuppe erreiche, erscheinen die ersten Sonnenstrahlen am Horizont und tauchen die Landschaft in ein magisches Licht. Hier im Naturpark Südheide erhebt sich der Wietzer Berg auf für norddeutsche Verhältnisse hohe 102 Meter. Die Heideflächen schaffen einen wundervollen Ausblick auf das niederliegende Örtzetal.

Die Südheide beiheimatet übrigens nur einen Teil der weitläufigen Heideflächen in der Lüneburger Heide. Weitere große Flächen finden sich im Norden im Naturpark Lüneburger Heide, zwischen Buchholz in der Nordheide, Soltau, Schneverdingen und der Stadt Lüneburg. Weitere Informationen zu den beiden Naturräumen finden Sie hier


Vom Wietzer Berg nach Hermannsburg

Nach dem beeindruckenden Naturschauspiel am Morgen wandere ich zufrieden in einem Bogen über Schmarbeck vom Wietzer Berg gen Südosten - in Richtung Hermannsburg. Als ich im Ort ankomme, stellt sich ein leises Hungergefühl ein. Hermannsburg ist klein aber fein, wie man so schön sagt. Ein wenig Fachwerk, sehr dörflich, aber mit viel Charme durch kleine Hofläden und -cafés. Zeit für eine Stärkung und Studium der Wanderkarte. Vielleicht hätte ich etwas von Hermann Löns mitnehmen sollen? Der Schriftsteller (1866 bis 1914) widmete sein Leben und Werk ganz dieser Region und beschrieb so früh die Schönheit der Natur. Sein Buch „Dahinten in der Heide“ von 1910 wäre mein Tipp für eine Prise Heimatpathos.

Da aber nichts über Selbsterfahrung geht, breche ich nach dem Mittagessen lieber direkt auf zur nahen Misselhorner Heide. Jetzt zur Nachmittagszeit, die Sonne hat ihren Zenit verlassen, ist nicht viel los - denke ich mir beim Anblick des fast leeren Wanderparkplatzes. Das gibt mir die Ruhe, die recht neuen Infotafeln zu studieren. An manchen Tagen ist dies anders, wenn die Tagesbesucher mit dem PKW anreisen. Viele Gäste, die die Fachwerkstatt Celle oder die umliegenden Heidedörfer besuchen, machen gerne einen Abstecher hierher, wie mir die freundliche Verkäuferin im Café verriet. 


Naturschutz, der Spaß macht

Ich nehme voller Vorfreude die kleine Biegung nach dem Parkplatz und da liegt er vor mir - ein lila Blütenteppich. Die Heide steht im wunderbarem Kontrast zu silbernen Birken und dem Dunkelgrün des Wacholders. Mein Auge streift über die Weite der Heideflächen, die als alte Kulturlandschaft durch die Wirtschaftsweise der Landwirtschaft in früheren Jahrhunderten entstanden sind. Seit vielen Jahren stehen die Flächen unter Naturschutz, da sie eine eigene Flora und Fauna besitzen. Auf den nährstoffarmen Sandböden wachsen besonders gut Birken und Kiefern sowie die namensgebende gemeine Besenheide. 

Die Faustregel besagt, dass die Heide vom 8. August bis 9. September ihren Höchststand erreicht. In manchen Jahren kann sich der Zeitraum etwas nach vorne oder nach hinten verschieben, je nach Wettereinfluss.

Wer hier wandert findet den rechten Weg sofort – schmale wie breitere Sandwege schlängeln sich durch das Gebiet. Mit dem Blick nach unten bemerke ich, wie sich meine Fußabdrücke mit Spuren anderer Wanderer und Hufabdrücken von Pferden verbinden. Das Sandige, Weiche ist gut für meine Wanderung, es federt ab und es macht einfach Spaß hier zu gehen.

Sofort springt mir eine Stele ins Auge: auf einem Holzpfosten sind gleich mehrere Wegezeichen markiert. Neben der geläufigen Muschel für den Jacobus-Pilgerweg auch das H für einen der schönsten Wanderwege in Deutschland: der Heidschnuckenweg

Namensgebend sind die Heidschnucken, eine Schafsrasse, die im Sommer von einem Schäfer durch die Heide geführt werden. Interessant ist der Schafsaus- und eintrieb in der Misselhorner Heide. Ganz in der Nähe gibt es einen Schafstall. Wenn Sie Glück haben, treffen Sie die vierbeinigen Landschaftspfleger.


Sundowner in der Heide

Heute treffe ich keine der Heidschnucken mit ihrem Schäfer, dafür erblicke ich nach und nach einige Mitstreiter - Wanderer die, so wirkt es auf mich, mit Bedacht und entschleunigt den Pfaden folgen. Für mich soll sich der Tag heute schließen. Mein Plan war es, in der Heide den Sonnenaufgang zu sehen und am Abend den Untergang des Feuerballs beizuwohnen. Nach und nach senkt sich die Sonne zur finalen Belohnung. In diesem Moment möchte ich einfach nur auf einer Bank sitzen, den Blick über das lila Blütenmeer schweifen lassen und diese märchenhafte Landschaft wirken lassen.

Lüneburger Heide, ich komme wieder!

Mein Tipp zum Nachmachen

  • Unbedingt eine Kamera mitnehmen und die Augenblicke festhalten
  • Um den Stand der Heideblüte zu kennen lohnt sich ein Aufruf des Blütenbarometers
  • Wer Zeit hat sollte eine der Imkereien oder Hofläden in der Umgebung besuchen – es gibt tolle regionale Produkte!
Blogger Alexander Bleifuß

Alexander ist, wann immer es möglich ist, in Niedersachsen unterwegs – zumeist mit den Wanderschuhen. Harz, Heide und Weserbergland liegen nahe, aber auch unbekanntere Ecken haben es ihm angetan. Zur To-Do-Liste gehören das Wendland und die Elbe sowie das Emsland. Im Niedersachsen-Blog berichtet er von Tagesausflügen mit dem Rad, dem Kanu oder zu Fuß und teilt seine ganz persönlichen Reiseerfahrungen.

Alexander Bleifuß