Als Politiker und Mitglied des Deutschen Bundestags setzt du dich für deinen Wahlkreis Hameln-Pyrmont ein. Ein Wahlkreis, durch den keine Autobahn führt. Ziemlich idyllisch, oder?

Ja, auf der einen Seite sehr idyllisch und man muss sich in dieser natürlichen Umgebung einfach wohlfühlen. Auf der anderen Seite bringt dieses Umfeld mit Blick auf die infrastrukturelle Anbindung für die hier ansässigen Unternehmen natürlich auch Schwierigkeiten mit sich. Deshalb ist auch der Ausbau der Bundesstraßen im Weserbergland ein ganz wichtiger Baustein für die bessere Erreichbarkeit aus den anliegenden Regionen Hannover und Bielefeld-Paderborn. Für Touristen, die das Weserbergland für seine Natur wertschätzen und für Unternehmen, die dadurch mehr Mitarbeiter finden, die hier gerne leben und arbeiten.

Hingegen gibt es unzählige Wanderwege - sogar sechs der geprüften Qualitätswege "Wanderbares Deutschland". Was hat es hiermit auf sich?

Es ist ein Qualitätssiegel des Deutschen Wanderverbandes. Seit 2004 werden diese Wege im Hinblick auf die Wanderwegeinfrastruktur, die Sicherung der Nachhaltigkeit, die Transparenz für Wanderer und die Marketingmöglichkeiten zertifiziert. Ein gutes Angebot für Wanderer, die sich sicher sein können, mit einem geprüften Qualitätsweg ein Highlight der Wanderregion erwandern zu können. Glücklicherweise haben wir gleich mehrere zertifizierte Qualitätswanderwege zu bieten. Auf dem Weserbergland-Weg oder dem Ith-Hils-Weg bin ich regelmäßig unterwegs.

Du stammst aus Bad Pyrmont und kennst dich gut aus - was ist dein persönlicher Lieblingsort oder -wanderweg? Hast du einen Insidertipp?

Ich bin in Bad Pyrmont geboren. Aufgewachsen bin ich in Groß Berkel, einem kleinen Ort, der zum Flecken Aerzen gehört. Im Weserbergland gibt es so viele Lieblingsorte, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. So ist das, wenn man sich in seiner Heimat, dem Weserbergland, wohl fühlt. Mich faszinieren die weiten Blicke über die Landschaft - vom Hohenstein bei Hessisch Oldendorf, aber auch von den vielen Türmen: dem Ith-Turm, dem Süntel-Turm, der Ebersnackenturm im Vogler, der Raabe-Turm im Hils oder der Solling-Turm bei Uslar - alles Orte, wo ich gerne bin. Auch das Schloß Fürstenberg mit seiner Porzellanmanufaktur, der weltberühmte Kurpark in Bad Pyrmont, die Altstadt der Rattenfängerstadt Hameln, die Münchhausenstadt Bodenwerder oder die prächtigen Weserrenaissance Schlösser in Bevern und Hämelschenburg sind ganz besondere Orte. Das Weserbergland hat einfach unglaublich viel zu bieten.

Der Fernwanderweg "Weserbergland-Weg" führt über 225 Kilometer durch die Natur von Hann. Münden bis Porta Westfalica. In Pensionen und Hotels kann man übernachten. Schon mal so eine Strecke zu Fuß zurückgelegt?

Vor einigen Jahren bin ich in Irland den Kerry-Way gelaufen. Der ist ähnlich lang und ebenfalls wunderschön. Solche Mehrtagestouren nehme ich in Urlaubszeiten mit meiner Partnerin gerne in Angriff. Komplett bin ich den Weserbergland-Weg noch nicht gelaufen, aber immer wieder Teilstücke. Leider lässt mir meine berufliche Aufgabe meist nicht die Zeit, um Wanderungen über mehrere Tage zu machen. Daher unternehme ich gern Tagestouren, um vom Alltag abzuschalten. Und davon haben wir ja auch sehr viele. Mit dem Fahrrad bin ich im letzten Sommer endlich mal den Weser-Radweg über Bremen bis nach Cuxhaven gefahren. Eine grandiose und abwechslungsreiche Strecke.

Du, deine zwei Brüder und deine Eltern - ihr habt früher alle im Weserbergland Handball gespielt und wart generell sportlich sehr aktiv ...

Ja, das ist richtig. Handball, Fussball, Tennis... Sport gehört bei uns in der Familie seit frühester Kindheit einfach dazu. Besonders Handball habe ich teilweise mit großem Aufwand und recht hochklassig betrieben: beim VfL Hameln und später auch in meinen Studienstädten Bielefeld und Hamburg. Heute lässt mein Pensum als Abgeordneter so etwas eigentlich nicht mehr zu. Deshalb kicke ich nur noch 2-3 Mal pro Saison bei den Alten Herren meines Jugendvereins TSV05 Groß Berkel mit. In Berlin bin ich regelmäßig beim FC Bundestag dabei, einer Abgeordneten-Mannschaft über alle Parteigrenzen hinweg, mit der wir in Benefizspielen die Aufmerksamkeit auf soziale Projekte lenken. Jeder Tag mit Sport trägt genau wie das Laufen in der Natur ja auch zum eigenen Wohlbefinden bei.

Was hat dich als Kind am Weserbergland besonders fasziniert? Und was begeistert Kinder deiner Meinung nach heutzutage?

Als Kind habe ich in Groß Berkel viel an der Humme, einem kleinen Weserzufluss, gespielt. Nach der Schule bin ich entweder mit Sportschuhen nebenan auf den Bolzplatz oder in die Sporthalle - oder mit Gummistiefeln in die Humme. Ich bin in und mit der Natur aufgewachsen und glaube, dass Kinder auch heute die Faszination der Natur gern mit allen Sinnen erfahren. Wir haben im Weserbergland tolle Angebote, um nur einige wenige zu nennen: den Wildpark in Neuhaus, den Schmetterlingspark in Uslar, das Mittelalterdorf in Nienover, die Tropfsteinhöhle in Hess. Oldendorf. Da sind für Kinder richtig spannende Sachen dabei.

Dein Berufsalltag in Berlin ist sicher durch viele Gespräche und Termine geprägt und kann bestimmt stressig sein. Wie bringt dir eine Wanderung im Weserbergland neue Energie und Ausgeglichenheit?

Neben der Bewegung an der frischen Luft lassen mich auch gute Gespräche und ein ausgeschaltetes Handy wunderbar auf den Wanderungen in unserer Region abschalten. Ich lerne auch immer wieder etwas dazu. Wenn ich z.B. eine Pflanze sehe, die ich noch nicht kenne oder einen Vogel höre, dessen Ruf ich nicht zuordnen kann, informiere ich mich im Nachhinein darüber und durchstöbere die Naturführer zu Hause im Regal.

Auch viele kurze Touren, die man in einer oder mehreren Stunden schafft, hält das Weserbergland bereit - die "Drei-Burgen-Route", "Das liebliche Walterbachtal" und den "Wipfelpfad" zum Beispiel. Besonders darauf zugeschnitten, dem Alltag zu entfliehen und sich auf sich selbst zu besinnen, ist der "Weg der Selbstzuwendung" mit neun Entspannungsstationen.

Die "Drei-Burgen-Route" über den Kamm des Wesergebirges bin ich erst vor Kurzem gelaufen. Paschenburg, Schaumburg und Osterburg: da lernt man einiges über die Geschichte der Region. Außerdem trifft man auf alte Sagen wie die der spannenden "Rache der Wipfelfrau". Lohnenswert ist auch das Walterbachtal im Deister zwischen Nienstedt und Eimbeckhausen. Von dort  kann man noch einen kleinen Abstecher ins Deutsche Stuhlmuseum machen. Vielen Dank für den Wandertipp, bei der nächsten Wanderung werde ich dann mal den "Weg der Selbstzuwendung" ausprobieren...

Das Weserbergland ist eine Mittelgebirgslandschaft zwischen Hann. Münden und Porta Westfalica, auf beiden Seiten der Weser. Grüne Hügel, fließendes Wasser, charmante Orte: Was ist landschaftlich das Schönste an deiner Region?

Das Schönste am Weserbergland ist, dass es so abwechslungsreich ist. Der Solling ist ganz anders als der Wald im Wesergebirge. Die Ottensteiner Hochebene ist vollkommen anders als das Wesertal und die vielen Täler der kleineren Zuflüsse. Die vielen wunderbaren Ausblicke in die Natur, das macht das Weserbergland zu einer einzigartigen Landschaft. Und überall kann man neben der Gastfreundschaft der Menschen im Weserbergland auch viele regionale Köstlichkeiten entdecken und spannende Geschichten hören. Dabei dürfen der Rattenfänger von Hameln und der Baron von Münchhausen natürlich nicht fehlen.

Mit Solling, Süntel, Vogler und weiteren gehören einige Erhebungen von 400 bis 500 m ü. NN. zum Weserbergland. Hier kommen also auch Profi-Wanderer und Kletterer auf ihre Kosten, oder?

Auf jeden Fall. Der Ith und auch der Hohenstein sind ein sehr beliebtes Ziel für Kletterer aus ganz Deutschland. Viele meiner Freunde aus Berlin gehen regelmäßig Klettern. In Berlin muss man dafür in Kletterhallen gehen, im Weserbergland macht das in der wunderschönen freien Natur natürlich viel mehr Spaß. Deshalb kommen sie gerne hierher. Übrigens haben wir eine sehr engagierte Sektion des Deutschen Alpenvereins, die sich mit den besten Kletterrouten in der Region ganz hervorragend auskennt.

In Hessisch Oldendorf-Langenfeld liegt außerdem die nördlichste Tropfsteinhöhle Deutschlands. Schon mal mit dem Glasfahrstuhl hinabgefahren?

Ja und das auch schon mehrmals. Die Schillat-Höhle ist ein wunderbarer Ort. Ich bin immer wieder aufs Neue davon fasziniert.

Was kann man dort - in der Schillat-Höhle - erleben?

Bei den Führungen wird sehr anschaulich erklärt, wie die Landschaft eigentlich entstanden ist, die uns heute so fasziniert. Man lernt, was es mit den Eiszeiten auf sich hatte und anhand der Felsmalereien kann man sich in Ur-Zeiten zurückversetzen lassen. Im natour.NAH.raum kann man den Süntel aus den Augen eines Uhus entdecken und was kein Besucher verpassen sollte: den wunderbaren Blick vom angeschlossenen Café über das Weserbergland und dabei den super leckeren Landfrauen-Kuchen genießen.

 

Stand Juli 2020