Zisterziensermönche des Klosters Walkenried hatten im frühen 13. Jahrhundert erste Teich- und Grabensysteme konstruiert, Bergleute bauten sie über die Jahrhunderte weiter aus. Die Oberharzer Wasserwirtschaft war vom Mittelalter bis ins Industriezeitalter der einzige Energielieferant für den Oberharzer Bergbau. Da es auf der Hochfläche keine Flüsse oder Bäche gab, sammelten die Bergleute über kilometerlange Grabensysteme Wasser in Speichern. Von dort wurde es zu den Bergwerken und Hütten geleitet, wo es unzählige Wasserräder über- und untertage antrieb. Damit gewannen die Bergleute Energie, um mit hölzernen Pumpen eingesickertes Wasser aus den Gruben zu befördern, um die Hütten zu betreiben und um Material zu transportieren.
Oft wird die Oberharzer Wasserwirtschaft auch als „Oberharzer Wasserregal“ bezeichnet. Damit sind aber keineswegs die in Stufen angelegten Teiche und Gräben an den Harzer Berghängen gemeint. Vielmehr stammt der Begriff aus dem Mittelalter. Im Mittelalter hatten Regionen bestimmte königliche Hoheitsrechte inne, sogenannten Regale. Da die Region des Oberharzes das Recht besaß, die Wasserquellen der Region zu nutzen, wird die Oberharzer Wasserwirtschaft auch als Oberharzer Wasserregal bezeichnet.
Die technische Entwicklung des Bergbaus im Oberharz war Vorreiter in Europa. Die UNESCO-Welterbestätte besteht aus 107 historischen Teichen, 310 Kilometer Gräben und 31 Kilometer Wasserläufen. Die Wege an den Gräben, die ein äußerst geringes Gefälle haben, können ohne beschwerliches Bergsteigen über lange Spaziergänge oder Wanderungen erkundet werden und bieten zur Belohnung oft einen herrlichen Fernblick über den Oberharz. Zur Welterbestätte gehören neben dem gotischen Zisterzienserkloster Walkenried auch die Grube Samson aus dem 16. Jahrhundert und drei kleine Schachtanlagen aus dem 19. Jahrhundert.