Wer in Ostfriesland Urlaub macht, kommt um das Nationalgetränk der Ostfriesen nicht umhin: den Ostfriesentee. Wussten Sie, was es dabei mit Kluntjes, Wölkchen und dem Ostfriesenrecht auf sich hat? Und wie gut verstehen Sie eigentlich „Plattdüütsch“?
OSTFRIESISCHE TEEKULTUR
Schon früher sind die Familienmitglieder zum Teetrinken zusammengekommen und haben die gemeinsame Zeit zelebriert – und auch heute ist es in Ostfriesland üblich, einem Gast bei Ankunft eine Tasse Tee anzubieten. Typischerweise besteht der Ostfriesentee aus einer Mischung von bis zu zehn Assam-Teesorten, die einen sehr dunklen, kräftigen Tee ergibt. Serviert wird das aromatische Getränk mit Kluntjes, Stücke von braunem oder weißem Kandiszucker, gerne im Porzellan „Ostfriesenrose“.
Dann wird der Tee eingegossen – durch den Kandis hört man es knistern. Zum Schluss wird mit einer winzigen Kelle die Sahne aufgetragen – gegen den Uhrzeigersinn versteht sich, um die Zeit anzuhalten. Durch die Sahne ergibt sich dann das bekannte „Wulkje” (Sahnewölkchen).
Teetrinken ist Schichtarbeit
Der Gastgeber schenkt sich immer die erste Tasse ein, um zu gucken, ob der Tee auch gut geworden ist. Dann dürfen auch die Gäste den Tee genießen. Drei Tassen Tee sind „Ostfriesenrecht“. Beim Trinken ist Schlürfen erlaubt – der Tee wird auch nicht umgerührt, man genießt jede der drei Schichten des Tees: erst die Sahne, dann den Tee, dann die Süße des Kandis. Auch der Löffel hat bei der Teezeremonie eine besondere Bedeutung. Er ist nicht zum Umrühren gedacht, sondern zeigt dem Gastgeber an, dass man nicht mehr Tee nachgeschenkt haben möchte. Wer also nach der dritten Tasse nicht den Löffel in die Tasse gestellt hat, der bekommt unaufgefordert immer wieder Tee nachgeschenkt.
Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken, 300 Liter trinkt man hier durchschnittlich pro Kopf im Jahr. Im Laufe der Jahrhunderte ist in Ostfriesland eine echte Teekultur entstanden. 2016 wurde die ostfriesische Teezeremonie sogar in die UNESCO Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen. In zahlreichen Teestuben in Ostfriesland kann man die berühmte ostfriesische Schwarztee-Mischung genießen und im ostfriesischen Teemuseum in Norden oder Leer Wissenswertes vom Anbau der Teepflanze bis hin zur Herstellung der berühmten ostfriesischen Mischung erfahren.