Die salzige Nordseeluft streicht über die Dünen. Kein Motorengeräusch, kein hektisches Treiben stört die Ruhe. Nur das sanfte Hufgetrappel von Pferden und das gelegentliche Kreischen einer Möwe ist zu hören. Blickt man über die schmalen Straßen, die niedrigen Häuser und das allumschließende Grün der Insel, ist es, als sei auf Juist die Zeit stehengeblieben – und das auf die schönstmögliche Weise. Auf der autofreien Ostfriesischen Insel hat man sich schon lange dem Prinzip der Nachhaltigkeit verschrieben.
Marketingleiter Thomas Vodde lebt seit über 25 Jahren dort und widmet sich leidenschaftlich dem Thema Nachhaltigkeit. Kein Wunder, denn Juist sowie die anderen Ostfriesischen Inseln bekommen die Auswirkungen des Klimawandels bald drastisch zu spüren. Der steigende Meeresspiegel und die zunehmende Erosion könnten in Zukunft dazu führen, dass Teile der Inseln in den Fluten verschwinden. Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist die reale Bedrohung eine ständige Erinnerung daran, nachhaltig zu leben.
Wir sitzen mit Thomas Vodde in einem Café in der kleinen Innenstadt von Juist, die nur wenige Meter vom Hafen entfernt liegt. Gerade hat wieder eine große Fähre angelegt und die ersten Passagiere gehen durch die Hauptstraße. Einige von ihnen ziehen mit Strandutensilien und Koffern voll beladene Handkarren hinter sich her. Und auch die Zahl der Lastenräder mit großen Transportkisten nimmt kurzzeitig zu, wenn wieder eine Fähre ihre Waren am Hafen ablädt.
Autos sucht man hier vergebens. Juist ist, wie die meisten Ostfriesischen Inseln, autofrei. Die wenigen Fahrzeuge, die es gibt – Krankenwagen, Feuerwehrauto und ein Fahrzeug des Rettungsdienstes – sind die Ausnahme. Alles andere wird per Hand, mit dem Lastenrad oder mit Pferdekraft transportiert. „Die Mobilität auf Juist ist fast komplett emissionsfrei. Das Fahrrad und die eigenen Füße sind hier die wichtigsten Fortbewegungsmittel“, erklärt Vodde stolz.