Wer vom 8. August bis zum 9. September in den Naturpark Lüneburger Heide kommt, kann die Heide blühen sehen – und mittendrin manchmal auch geflochtene Körbe entdecken. Diese heidetypischen Roggenflechtwerke beherbergen Bienen, die nun den leckeren Heidehonig produzieren. Heinrich Inselmann aus Schneverdingen ist einer der letzten Korbimker und verrät uns, warum mehr Bio als bei dieser regionalen Spezialität nicht geht.
„Ich wollte einfach nur rauchen und Honig schlecken“, erinnert sich Heinrich Inselmann mit einem schelmischen Lachen. Der 69jährige Heidjer aus Schneverdingen betreibt mit viel Stolz und Leidenschaft noch die Korbimkerei. Ein heidetypisches Handwerk, das für ein einzigartiges Genusserlebnis sorgt. Und leider vom Aussterben bedroht ist. Schon Inselmanns Vater, Großvater und Urgroßvater haben auf diese traditionelle Weise geimkert. Historische Familienfotos aus der Zeit um 1900 zeigen Inselmanns Vorfahren. Heidebauern, die sich selbstbewusst vor ihren Bienenständen mit Körben aufgebaut haben. „Früher gab es in den Heidedörfern fast auf jedem Hof eine Imkerei. Die wurde entweder vom Altenteil oder von einem unverheirateten Sohn betrieben“, erzählt Heinrich Inselmann. Als kleiner Junge faszinierte ihn der Duft des „Imkertabaks“, wie der verbrennende Rainfarn in der Rauchpfeife genannt wurde. Das Räuchern dient zur Beruhigung der Bienen: „Es gab hier ja keinen Tabak, deshalb hat man die getrockneten Stängel des Rainfarns verwendet“, erklärt der Imker.
„Dämonenabwehrendes Zauberkraut“ wird die gelb blühende Pflanze auch genannt. Inselmann, der die Korbimkerei wie vor hundert Jahren betreibt, raucht es natürlich auch. Am alten Schafstall am Heidegarten in Schneverdingen demonstriert er uns beim Strandkorb-Schnack rauchreich seine Pfeife, zeigt uns Waben, Körbe, Pütscher und seinen Imkerschutz. „So wie der Schäfer einen Hütehund hat, hat der Imker seine Rauchpfeife. Durch Rauchstöße kann ich die Bienen in die richtige Richtung dirigieren.“ Wenn die Bienen zur Heideblüte ausschwärmen, stellt Inselmann seine 20 Körbe mitten in der Heide in Bienenstände. Diese sind immer nach Südosten ausgerichtet, zur wetterabgewandten Seite. So können sie sommers wie winters in einem Bienenstand verbringen.
Rund eine Woche braucht der Imker für das Flechten eines Korbes aus Roggenstroh, der zur Isolation mit Kuhmist bestrichen wird. Die Herstellung des Pütschers, der kleinen Korbvariante für die Beherbergung von Ersatz-Königinnen, benötigt er zwei Tage. Anders als bei der heute vorherrschenden Kastenimkerei handelt es sich bei der Korbimkerei um eine Wander-Schwarmimkerei, bei der nur wenige Bienenvölker überwintern. Im Frühjahr werden die Völkerzahlen um das Vielfache vermehrt und kräftige Bienen für den Sommer gezüchtet. Der charakteristische dunkle, geleeartige, intensiv schmeckende Presshonig wird ab Oktober geerntet. „Das ist eine Spezialität, die es nur in dieser Region gibt“, so Inselmann.