Bad Ro­then­fel­de und das Salz


Sole spielt in Bad Rothenfelde bereits seit dem 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Denn im Jahr 1777 wurde in der niedersächsischen Stadt ein Gradierwerk errichtet. Die große Verdunstungsanlage aus Holz und Schwarzdorn-Reisig diente der Salzförderung. Salz war zu der damaligen Zeit so wertvoll, dass es auch als weißes Gold bezeichnet wurde.

Mit einer durch Windkraft betriebenen Pumpe wurde aus einem 3.500 Meter unter der Erde liegenden Salzstock Quellsole an die Erdoberfläche befördert und anschließend über die zehn Meter hohe Wand des Gradierwerks abgerieselt. „Der ursprüngliche Salzgehalt in der Sole beträgt fünf Prozent. Durch das wiederholte Abrieseln verdichtet sich dieser Salzgehalt auf 25 Prozent“, erklärt Sabine Leclercq-Fröbel, die seit vielen Jahren in der Kurverwaltung tätig ist. 1824 wurde ein weiteres Gradierwerk in Betrieb genommen. Bad Rothenfelde konnte nun auf einer Gesamtlänge von mehr als 500 Metern Natursole fördern. Damit ist es die größte Gradierwerk-Anlage in Westeuropa und weiterhin in Betrieb.

Neben dem wirtschaftlichen Wert ist Salz sehr gesund. Deshalb blühte der Kur- und Badebetrieb in Bad Rothenfelde im 19. Jahrhundert regelrecht auf. Um das Gradierwerk wurde ein Kurpark angelegt. Die rein industrielle Nutzung trat zugunsten der Erlebbarkeit in den Hintergrund. Bis heute flanieren viele Besucher durch den Kurpark, um die salzhaltige Lust zu atmen und der Lunge etwas Gutes zu tun. Auch Sabine weiß die gute Luftqualität entlang des Gradierwerks zu schätzen: „Hier kann man richtig durchatmen. Die Luft fühlt sich an wie bei einem Deichspaziergang.“